Pavelsbacher Sehenswürdigkeiten
Bronzezeitliche Hügelgräber [1] [2] (von Hans Pröpster - in Auszügen / überarbeitet von Wolfgang Fries)
Das Gebiet um Pavelsbach war schon in vorchristlicher Zeit besiedelt. Dies bezeugen verschiedene Funde und Bodendenkmäler.
In den 1950-er Jahren wurden bereits an der unteren Heide, nördlich des
Kesselbachs, Tonscherben aus Gräbern der Jungsteinzeit (in Mittel-europa ca. 5500- 2300 v. Chr.) gefundenen.
In diesem Zeitabschnitt wurden die Menschen bereits sesshaft und wird auch als Phase bäuerlicher Kulturen ohne Metallverarbeitung eingestuft.
In der Flurabteilung „Stockenau“ östlich von Pavelsbach sind in einem Walstück teilweise noch gut sichtbar Hügelgräber aus der Bronzezeit (in Mitteleuropa ca. 2200-800 v. Chr) zu finden.
Unter den runden Aufschüttungen aus Erde oder Steinen haben die Menschen dieser Zeit ihre Toten bestattet. Diese Grabhügel wurden über Brand- und Körperbestattungen errichtet.
Sie wurden hauptsächlich während der mittleren und späten Bronzezeit (1600-1200 v. Chr.) und der frühen Eisenzeit (750-500 v. Chr.) angelegt.
Die Hügelgräber in der Pavelsbacher Flur dürften ca. 1000 v. Chr., also im
selben Zeitraum wie der bekannte „Goldkegel“, der 1953 in der Nähe von Buch (Markt Postbauer-Heng) gefunden wurde, entstanden sein.
Viereckschanze / Keltenschanze [2] [3] [10] (von Hans Pröpster - in Auszügen überarbeitet von Wolfgang Fries)
Als Kelten und später Gallier (lat.: caltae, galli; griech. keltoi, galatai = die Tapferen, die Krieger, die Edlen, die Erhabenen) bezeichnet man seit der Antike Volksgruppen der Eisenzeit (etwa 1200 – 100 v. Chr.; in Europa etwa 900 – 50 v. Chr.), die in Siedlungsgemeinschaften mit einer ähnlichen materiellen Kultur, denselben Gebräuchen, Glaubensvor-stellungen und Sprachgemeinschaften lebten.
Der Begriff „Kelten“ geht auf griechische Überlieferungen aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. zurück. Dort werden Volksstämme jenseits der Alpen im Verbreitungsgebiet „von den Quellen der Donau (gemeint sind hier die Donauzuflüsse Iller, Lech, Isar, Inn) bis zum Hinterland von Massilia (Marseille/Südfrankreich)“ als „Keltoi“ und später „Galatai“ identifiziert.
Als „klassische keltische Epoche“ gilt der Zeitraum von 600 – 50 v. Chr., die Zeit der Hallstatt-Kultur (um 800 - 475 v. Chr.) und der Latènekultur (ca. 475 – 50 v. Chr.). Diese Bezeichnungen leiten sich von archäologi-schen Fundorten, dem Gräberfeld von Hallstatt am Hallstätter See in Österreich und La Tené am Neuenburgersee in der Westschweiz ab.
Die Deutung der von den Kelten errichteten Viereckschanzen ist noch nicht abschließend geklärt. Neuere Untersuchungenen zeigen jedoch, dass manche Viereckschanzen dauerhaft bewohnte keltische Gutshöfe oder Mittelpunkt einer ländlichen Siedlung waren. Andererseits ist nicht ausgeschlossen, dass es sich hierbei um eingefriedete Kultstätten handelt.
Die Keltenschanze zwischen Pavelsbach und Dippenricht (in Pavelsbach "Buáchgroom" genannt) dürfte um 250 v. Chr. entstanden sein und hat ein Ausmaß von ca. 120 x 120 Metern.
Sie liegt an einer der frühen Verbindungsstraße, welche wahrscheinlich die südlich gelegenen Siedlungsgebiete an der Donau und der Altmühl über Pollanten und Mühlhausen – entlang der Sulz - mit den (heute fränkischen) Siedlungsgebieten weiter nördlich verbunden hat.
In der Nähe dieser Stelle mündet später auch die „Hohe Strasse“ *) von Freystadt über Richthof und Möning her in einen alten Handelsweg ein. Dieser verlief in Ost-West-Richtung aus Regensburg kommend über Mühlhausen, Sondersfeld und Röckersbühl, zwischen Berngau und Pavelsbach, nach Mittelfranken und Nürnberg. [10]
*) Vgl. auch Flurnamen in Pavelsbach --> "An der Strass" / "Strassäcker" / "Strassbuck"
Steinkreuze / Schwedenkreuze [4] (von Hans Pröpster - in Auszügen / überarbeitet von Wolfgang Fries)
Zu den ältesten Flurdenkmälern in unserer Gegend zählen Steinkreuze. Sie befinden sich entlang von alten Straßen und Wegkreuzungen, an Waldrändern und Anhöhen oder in der Nähe von alten
Gemeinde- und Herrschaftsgrenzen.
Die meist 80 bis 120 Zentimeter hohen klobigen Kreuze sind überwiegend aus Granit oder Kalkstein.
Der wahre Grund der Aufstellung ist nur von den wenigsten Steinkreuzen bekannt. Sicher ist nur, dass ein Großteil zwischen dem 13. Jahrhundert und der Zeit um 1530 aufgestellt wurde.
Schon die unterschiedlichen Bezeichnung wie Sühnekreuz, Schwedenkreuz, Pestkreuz, Wegekreuz, Wetterkreuz oder Gerichts- und Schwurkreuz lassen erahnen welch unterschiedliche Deutungen der
Volksglaube und auch die Fantasie die Menschen über Generationen beflügelte.
Gerade in der Oberpfalz bezeichnet man diese Kreuzsteine oft als Schwedenkreuze, weil in mehreren Sagen die Rede davon ist, dass unter diesen Denkmälern schwedische Soldaten aus dem 30-jährigen Krieg
(1618-1648) begraben sind.
Die meisten dieser Kreuze entstanden jedoch lange vor diesem Ereignis. Im Volksmund haben die Steinkreuze regional auch unterschiedliche Bezeichnungen, die auf historische oder tragische Ereignisse an diesen Orten zurückgehen.
In Pavelsbach sind noch drei Steinkreuze gut erhalten und zwar
- an der Straße zwischen Pavelsbach und Berngau („am Schdrousbuug“),
- an der Straße zwischen Pavelsbach und der Pavelsbacher Heide in Höhe der Cäciliakirche und
- an der Straße zwischen Pavelsbach und Seligenporten („Am Glousdáwech“).
1. 2. 3.
An der Straße zwischen Pavelsbach und Möning (Flurbereich „Bach“ / „Sandenhofen“) soll früher ein weiteres Steinkreuz gestanden haben und mit einer eingeritzten Pflugschar versehen gewesen sein. Anlässlich einer Bestandsaufnahme des "Historischen Vereins Neumarkt" in 1936/37 hat der damalige Vereinsvorsitzende Karl Speier (ein neumarkter Apothekenbesitzer) in Gesprächen erfahren, dass dieses Kreuz um die letzte Jahrhundertwende (um 1900) verschwunden ist.
Die meisten der über 300 bekannten Steinkreuze in der Oberpfalz stehen im Zusammenhang mit Totschlagsdelikten.
Von den Pavelsbacher Steinkreuzen ist nur für ein Kreuz eine ausführliche Aufzeichnung überliefert.
In nachstehendem Sühnevertrag (Auszug) aus dem Jahre 1472, abgedruckt im 15. Jahresbericht von 1955 des Historischen Vereins Neumarkt, erhalten wir einen interessanten Einblick über die auferlegten Härten dieser Zeit:
„In Zwietracht, Irrung vundt Streit zwischen Fritzen Eyben zu Peffelsbach, Steffen Wolf von Reygkerspuhel vndt Hannsen Sneyder von Perngaw ainertails, dann Hannsen Winterstainer Würt zu Seligen-Porten andertails entleybt (ermordet) worden.“
Im Schuldbrief wurden die Schuldigen neben vielen Auflagen und Verpflichtungen, Gefängnisstrafen und Kosten auch dazu verurteilt an der Mordstelle „ain stainern Chreutz“ zu setzen.
Auf welches der drei Steinkreuze dieser Bericht zutrifft ist nicht bekannt. Es kann aber vermutet werden, dass diese Aufzeichnung auf das Steinkreuz am "Schdrousbuug" (Nr. 1) zutrifft. Dieses Kreuz stand vor der Flurbereinigung (1970) ca. 200 m östlich vom jetzigen Standort an einer alten Wegekreuzung, an der die Flurgrenzen von Pavelsbach, Röckersbühl und Berngau (aus der ja die 3 Täter stammten!) zusammentreffen.
Natürlich könnte auch das Steinkreuz „am Glousdáwech“ an der Abzweigung nach Seligenporten oder das Steinkreuz an der Straße (in Höhe der Friedhofskirche St. Cäcilia) zur "ba+wàschbeggá Hoi" auf diese Beschreibung zutreffen!
Fleischmichlhaus [2] [5] (von Wolfgang Fries)
Das für Pavelsbach typische Wohnstallhaus wurde 1813 auf dem landwirtschaftlichen Anwesen mit der (alten) Hausnummer 52 (heute Ludwigstr. 23) errichtet. [2]
Die seinerzeitigen Eigentümer waren die Eheleute Georg und Katharina Setzer. [5]
Das alte Bauernhaus und die dazugehörige Scheune wurden in 2000 von der Gemeinde Postbauer-Heng angepachtet, anschließend saniert und zum Dorfmuseum umgebaut. In 2003 erhielt das Dorfmuseum Pavelsbach, in Anwesenheit des Bürgermeisters Bradl und der Bürgermeister von Freystadt (Gailler) und Berngau (Graf) den kirchlichen Segen durch den damaligen Ortsgeistlichen Gottschalk.
Einweihungsfeier 2003
Das Gebäude ist komplett mit Gegenständen aus der Vorkriegszeit eingerichtet. Ermöglicht wurde dies durch den Erwerb einer umfangreichen Sammlung von Paula Pröpster. Zusammen mit ihrem Ehemann Josef hat Frau Pröpster, in den folgenden 20 Jahren, das Dorfmuseum Pavelsbach in hoher Qualität betreut.
Seit Jahren findet am Anwesen "Fleischmichlhaus" Mitte September das Kartoffelfest statt, zum dem der örtliche OGV einlädt. Es werden traditionelle Gerichte aus Kartoffeln und vielen Anderem angeboten. [2]
Die Ortsvereine Pavelsbachs veranstalten jeweils am ersten Adventswochenende ferner die "Pavelsbacher Stodlweihnacht" am Fleischmichlhaus.
Gerne wird das Dorfmuseum auch bei sonstigen Veranstaltungen (wie das in 2024 stattgefundene Ortsjubiläum oder die 40-Jahr-Feier des OGV) als Treffpunkt genutzt.
Das Ortsmuseum hat sich in somit in den letzten Jahren als lebendiger Mittellpunkt Pavelsbachs etabliert.
Kirche St. Leonhard [6] (von Kreisheimatpfleger OStR Herbert Lang, überarbeitet von Wolfgang Fries)
Die heutige St.-Leonhard-Kirche gilt als einer der interessantesten Rokokokirchen im Landkreis Neumarkt.
Bereits im Jahre 1438 wurde ein Vorgängerbau vollendet. Dies wird durch eine Stiftungsurkunde belegt, die auf den 02.02.1438 datiert ist. Im Laufe von rd. 300 Jahren wurde dieses Gotteshaus jedoch "ruinös und baufällig", so dass es teils abgetragen und durch einen Neubau ersetzt werden musste.
Der erste Kostenvoranschlag trägt das Datum 25.02.1735 und ist im Staatsarchiv Amberg einzusehen (Fasc. 289, Nr. 357). Noch in 1735 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und Turm und Langhaus zum Teil abgetragen. Der Chor und die Hauptmauern blieben stehen. Somit gilt als gesichert, dass die Substanz des Chores und ein Teil der Hauptmauern noch aus dem Jahre 1438 stammt.
Im Jahr 1736 konnte schließlich der Bau vollendet werden. Eine im Dachstuhl eingeritzte Jahreszahl belegt dies. Eine weitere Kostenaufstellung vom 24.07.1736 (ebenfalls im Staatsarchiv Amberg einsehbar) weist nach, dass erhebliche Mehrkosten angefallen sind, so dass das ursprpüngliche Budget merklich überzogen wurde.
Vermutlich in den beiden Folgejahren 1737 und 1738 wurde das Kircheninnere mit herrlichen barocken Stukkaturen ausgeschmückt, die der Werkstatt des aus dem Tessin stammenden und in der Barockzeit beliebten Stukkateur Donatus Polli zugeschrieben werden (dieser war nachweislich im genannten Zeitraum in Sulzbürg tätig - u.a. auch im Fembohaus Nürnberg). Ferner wurden 23 kunsthistorisch wertvolle Fresken angebracht, die jedoch im Rahmen der Innenrenovierung von 1890 von dem aus Dietfurt/Altmühl stammenden und später in München lebenden Kunstmaler Sebastian Wirsching übermalt wurden.
Wirsching, der eine Vielzahl von Kirchen verschönerte (z.B. Pipinsried, Großweingarten, Dietfurt), hat in der pavelsbacher Kirche die 23 Fresken neu bemalt.
Das Deckenfresko im Presbyterium stellt den hl. Benedikt und den hl. Leonhard sowie die Gottesmutter Maria dar, über deren Haupt zwei Engel eine Krone tragen. Um dieses größere Deckengemälde sind in vier kleineren Fresken die vier Evangelisten angeordnet.
Die Decke des Langhauses zieren drei größere Bilder. Dies sind über der Orgel "die Anbetung der Heiligen Drei Könige", vor dem Chorbogen "der hl. Erzengel Michael" und das größte Fresko - in der Langhausmitte - zeigt die Verehrung der Gottesmutter Maria durch Heilige des Alten und Neuen Bundes. Zehn kleinere Fresken an den Deckenaußenseite zeigen die Heiligen Ausgustinus, Mutter Anna, Maria Immaculate, Joachim, Papst Gregor den Großen, Ambrosius, Johannes den Täufer, Josef. Elisabeth und den Heiligen Hieronymus.
An der Brüstung der Orgelempore erkennt man die Heiligen Barabara, Nepomuk, Franz Xaver und Katharina, sowie in der Mitte ein Ortsansicht von 1890.
Zu einem Kleinod besonderer Art wird das Pavelsbacher Gotteshaus vor allem durch die drei Altäre, die um 1750 entstanden sind und bis 1849 in der damals zu erneuernden Pfarrkichte St. Michael in Brunnen bei Schrobenhausen standen. Nachdem diese Innenaustattung nicht mehr in den Neubau passen wollte, haben die "Brunner" dieses Ensemble für 400 Mark an die Pavelsbacher Kirchenverwaltung verkauft.
Ein Glücksfall für Pavelsbach, denn die drei Altäre und die Kanzel gelten als hervorragende süddeutsche Rokokoarbeit, die in der Werkstatt des Bildhauers und Kunstschreiners Anton Wies in Schrobenhausen hergestellt wurde. Der Pfarrgemeinde Brunnen liegt hierzu noch eine Rechnung des Bildhauers Wies aus 1772 vor, in der er schreibt: „Kommuniongitter in Brunnen 45 Gulden, Kanzel daselbst 90 Gulden, noch 2 Seitenaltäre nach Brunnen 240 Gulden“.
Am 22.02.1893 wurden der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre und die Kanzel in einem feierlichen Gottesdienst neu geweiht.
Eine größere Innenrenovierung der St.-Leonhard-Kirche wurde auf Betreiben des seinerzeitigen Expositus Gottfried Phillips (wie bereits erwähnt) ab 1890 vorgenommen. Unter Leitung des Expositus Michael Oeder wurde die Kirche dann in 1897 auch außen renoviert. Es folgten Arbeiten in 1899, die nach einem Blitzeinschlag in den Turm notwendig wurden. Ferner wurde in diesem Jahr auch eine Orgel der Firma Edenhofer aus Deggendorf eingebaut. In 1909 wurde der heute noch sichbare Fußboden neu verlegt.
Die wohl umfassendste Außenrenovierung, bei welcher auch die farbenprächtige Sonnenuhr über dem Eingang der Kirche erneuert wurde, fand 1977/1978 statt. In Vorbereitung auf die 250-Jahr-Feier der Kirche St. Leonhard fand dann in 1985/1986 eine sehr gediegene Innenrestaurierung durch die Firma Baier-Orthgies GmbH, Regensburg statt.
Das heute im Turm befindliche Geläut besteht aus vier Glocken. Dies sind:
1. Leonhardiglocke mit 668 kg und einem Durchmesser von 1.030 mm (Erdinger Glockengießerei in 1951)
2. Die "Alte" mit ca. 400 kg und einem Durchmesser von 883 mm (Johann Pfeffer, Nürnberg in 1611)
3. Totenglocke mit 228 kg und einem Durchmesser von 761 mm (Erdinger Glockengießerei in 1950)
4. Schutzengelglocke mit 235 kg und einem Durchmesser von 740 mm (Glockengießerei Gebhard in Kempten in 1952)
Das bis zum Zweiten Weltkrieg bestehende dreistimmige Geläut bestand aus der "Alten", die zwar im Laufe des Krieges abgeliefert werden musste, aber 1947 unbeschädigt zurück kam. Auch die zweite Glocke aus 1437 überdauerte den Krieg, wurde aber 1951 nach Michelbach verkauft, wo sie noch heute läutet. Die dritte Glocke läutet vom Turm der Friedhofskirche St. Cäcilia, als Ersatz für deren im Krieg verschollene Glocke aus 1861.
Weitere interessante Informationen und Details zum Gotteshaus und auch zum Ort Pavelsbach sind der Broschüre "Kirche St. Leonhard Pavelsbach" zu entnehmen, die auf den Schriftentisch in der Kirche ausliegt und für einen kleinen Unkostenbeitrag erworben werden kann.
Kirche St. Cäcilia / Kappl [7] [8] [9] (von Wolfgang Fries)
Wann erstmals eine Kirche auf dem Hochplateau über dem Hengerbach im damals noch bestehenden Ort Kyrstetten errichtet wurde, konnte bislang noch nicht ermittelt werden. Wie die auf dieser Website veröffentlichten Artikel zur Geschichte Pavelsbachs (und Kyrstettens) aufzeigen, ist jedoch davon auszugehen, dass bereits zu Zeiten der bajuwarischen Landnahme im 7. bis 9. Jahrhundert ein erstes Gotteshaus an dem schon weit in vorchristlicher Zeit bewohnten Ort errichtet wurde. Dies belegen auch Funde des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, die auf Vorgängerbauten des heutigen Gotteshauses hindeuten.
Auch das Patrozinium der frühen Glaubenszeugin St. Cäcilia, dass vermutlich von den Vorgängerbauten übernommen wurde, deutet auf eine lange Glaubenstradition im ursprünglich bei der Kappl gelegenen und in den Wirren des dreißigjährigen Krieges untergegangenen Ortes Kyrstetten hin (siehe auch Artikel zur Geschichte Pavelsbachs).
Die Kirche St. Cäcilia wurde in der heutigen Form zwischen 1602 und 1608 errichtet, so dass es sich bei unserer "Kappl" um das älteste Gebäude des Ortes handelt. Als Erbauer dieses Neubaus, der in 1552 abgebrannten (und danach nur notdürftig reparierten) Kirche, dürfte das Deutschordenspflegamt Postbauer in Frage kommen, da die Kirche offensichtlich auf dem Grund des Deutschen Ordens lag.
Nach profunder Meinung des Bayerischen Landesamts für Denkmalplege handelt es sich bei der Kappl um eine ursprünglich gotische Anlage. Der Spitzbogen über der Eingangstür, der vermutlich noch von einem Vorgängerbau stammt, kann hierfür als Beleg gewertet werden. Das Langhaus der in einer späterer Epoche "barockisierten", einschiffigen Saalkirche wurde im 17. Jahrhundert um den vorgesetzten, mittelalterlichen Turm erweitert. Bei der Decke des quadratische Chorraums handelt es sich um ein Kreuzgewölbe. Anders als beim Langhaus, dass über eine flache Holzdecke verfügt. Der Chorraum ist (für Saalkirchen typisch) etwas eingezogen, also etwas schmäler als der Gemeindesaal.
Die Eingangstür besteht aus einer massiven (Eichen-)Brettkostruktion, die noch aus der Zeit des Kirchenbaus 1602-1608 stammt. Verstärkt wurde die Tür mit neuzeitlichen Eisenbändern und Zierköpfen.
Das an der Außenwand angebrachte schlichte Kreuz mit einem Corpus im Relief wurde zwischen 1750 und 1900 von einem unbekannten Künstler geschaffen.
Bemerkenswert sind auch die beiden auf der Südseite des Langhauses eingelassenen Gedenktafeln.
Zum Gedenken an den in Frankreich im deutsch-französischen Krieg 1871 gefallenen pavelsbacher Soldaten Michael Sigert. | Zum Gedenken an den Gastwirt Johann Frieß aus 1871. |
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Innenansicht der Kirche St. Cäcilia aus 1986
Beim Hochaltar handelt es sich um einen zweisäuliges Portalretabel (~Altaraufsatz) mit zwei Türöffnungen. Die beiden von Weinlaub umrakten Berninisäulen tragen ein austragendes Gebälk mit Sprenggibel. Darin befindet sich ein Rundbild des hl. Sebastian. Dieses Bild wurde bei der Innenrenovierung 1957 freigelegt. Davor war dort eine Darstellung der hl. Mutter Anna zu sehen, die wahrscheinlich in Erinnerung an die feierliche Kirchenweihe am Annafest 1682 dort angebracht wurde. Das frühbarocke Altarblatt aus 1660 - 1690 eines ländlichen Meisters zeigt die hl. Cäcilia im Profil an einer Orgel. Darüber schwebt ein Laute spielender Engel.
Der linke Seitenaltar wurde 1695 vom (gewesten) Pfleger des Deuschordenspflegamts Postbauer Michael Adelmann gestiftet und ist analog dem Hauptaltar ein zweisäuliges Portalretabel mit Akanthusumwundenen Berninisäulen. Die auf dem Seitenaltar befindliche rundplastische Statue stellt den hl. Sebastian in tänzerischer Haltung dar. Der darüber befindliche Auszug zeigt ein hochrechteckiges Gemälde des Erzengels Michael.
Der rechte Seitenaltar wurde 1695 vom Pavelsbacher Wirt Ulrich Sigert (Hs.Nr. 51 Kesslwiád) und seiner Gattin Magdalena gestiftet und ist ein zweisäuliges Ädikularetabel mit Akanthusumwundenen Berninisäulen. Das ländlich hochbarocke Altarblatt stellt die Krönung Mariens dar. Im unteren Bereich dieses Bildes sind die beiden Stifter Ulrich und Magdalena Sigert in vornehmer Tracht, jeweils begleitet von einem verstorbenen Kind, zu sehen. Der darüber befindliche Auszug zeigt ein hochrechteckiges Gemälde des hl. Ulrich als Bischof mit einem Fisch (als sein Attribut) in der Rechten und Bischofsstab in der Linken.
Das gediegene, neugotische Laiengestühl aus 23 Bänken wurde 1991 von der Kirchengemeinde Rötz (Lkr. Cham) erworben.
Weitere interessante Informationen und Details zum Gotteshaus und auch zum Ort Pavelsbach sind der Broschüre "Friedhofsirche St. Cäcilia Pavelsbach" zu entnehmen, die auf den Schriftentisch in der Kirche ausliegt und für einen kleinen Unkostenbeitrag erworben werden kann.
Leider wurde bereits mehrmals in die Kappl eingebrochen.
Das erste mal im Februar 1975. Hier wurden 16 Kerzehleuchter, die Statue des hl. Sebastian, 4 Kreuzwegstationen und 10 Votivtafeln entwendt. Von den gestohlenen Ausstattungsstücken fanden die Kreuzwegstationen und die Heiligenstatue (beschädigt) den Weg zurück zu unserer Kappl. Die Votivtafeln, die v.a. einen großen ideellen Wert für die Pavelsbacher (als Erinnerung an ihre Vorfahren) besaßen, konnten leider nicht mehr beschafft werden.
Das zweite mal wurde im November 1980 eingebrochen. Es wurden die 14 Bilder aus den Kreuzwegstationen entwendet und anschließend aus den Rahmen herausgeschnitten (und dabei stark beschädigt). Auch die beiden Reliquiare und das Altarkreuz wurden stark beschädigt. Die gestohlenen Güter konnten durch das LKA in München großteils zurückgeführt werden. Zwei Original-Kreuzwegrahmen blieben leider verschollen.
Für uns Pavelsbacher ist es unbegreiflich, welcher Menschenschlag es über sich bringt, in eine kleine Kirche einzubrechen um ländliche Volkskunst zu entwenden. Zur Beruhigung aller Pavelsbacher wurde die Kappl mittlerweile elektrifiziert, so dass nunmehr auch moderne Einbruchssicherungssysteme zum Einsatz kommen können.
Quellen und Einzelnachweise:
[1] Broschüre Bay. Landesanstalt In Boden und Stein – Denkmäler im Wald 2009 für Wald und Forstwirtschaft
[2] Dr. Ing. Helmut Bode, Hans Bradl, Hans Pröpster, Paula Pröpster, Jens Liebl / Markt Postbauer-Heng Seine Geschichte, Geschichten und Ortschaften / Zusammengefasst vom "Arbeitskreis Heimatpflege" / Herausgeber: Markt Postbauer-Heng
3] Rieckhoff/Biel Die Kelten in Deutschland (2001) / wikipedia.de Kelten (2010) / Broschüre In Boden und Stein – Denkmäler im Wald (2009) Bay. Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
[4] Franz Lehmeier/Historischer Verein Neumarkt „Steinkreuze – Zeugen mittelalterlicher Justiz“ (1955)
[5] Matricula Online der ICARUS - International Centre for Archival Research, A-1100 Wien abgerufen am 05.02.2024 / https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/eichstaett/moening/5-17/?pg=20
[6] Broschüre "Kirche St. Leonhard" / Verfasser Kreisheimatpfleger OStR Herbert Lang / im Auftrag der Pfarrgemeinde Pavelsbach anlässlich der 250-Jahr-Feier / Druckerei Fuchs GmbH aus Pollanten
[7] Broschüre "Friedhofskirche St. Cäcilia Pavelsbach" / Verfasser Hans Pröpster Pavelsbach / im Auftrag der Pfarrgemeinde Pavelsbach / Druckerei Fuchs GmbH aus Pollanten
[8] Inventar der Friedhofskirche St. Cäcilia in Pavelsbach / Erstellt vom Bischöflichen Ordinariat Eichstätt
[9] Berichte der Expositur Pavelsbach zu den Einbrüchen im Februar 1975 und November 1980
[10] Seite 19 der Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg 30. Band (1874) / Mayerhöfer Nikolaus - die Geschichte von Möning / https://www.heimatforschung-regensburg.de/2805/1/1830649_1830885-1831119_pp_236.pdf